- erstmals erschienen am 21.12.2003 in
http://www.astrax.de/pdf/KEN2003_05,AstrFnsFr.pdf
Quelle
Hermann Lefeldt, „Methodik der astrologischen Häuser", 1962
S. 24-27, 323-332
Das astrologische Fenster von Freiburg
Für ein Gebäude sind Fenster die 'Augen der Seele des Raumes'. Früher nahm ein Baumeister diesen Gedanken wichtig. Mit der Gestaltung beauftragte er einen gebildeten Kunsthandwerker.
Die 'Kunst am Bau' sollte auf den Charakter des Hauses hinweisen. Davor stehende Passanten konnten 'lesen', was in diesem Gebäude geschieht, was darin vor sich geht, um was für ein Haus es sich handelte.
Unsere Abbildung zeigt die fünf gleichgestaltenen Aussenfenster des Freiburger Rathauses. Die schmiedeeisernen Kunstwerken (Künstler und Zeit der Entstehung sind uns nicht bekannt) schmücken das Haus.
An dem Werk fällt uns zuerst die Symmetrie auf und darin die verspielt wirkenden, sich spiegelnden Figuren.
In der Mitte sehen wir eine junge Frau. Sie ähnelt einer Meerjungfrau. In jeder Hand hält sie eine Spirale, darin spannen engelähnliche Schützen ihre Bögen.
Die Pfeile richten sich nach oben, auf in Spiralen sitzende Vögel. In der Mitte darüber befindet sich Freiburgs Wappen.
Astrologiekundige können mit diesem Bild etwas anfangen. Die junge Frau (halb Frau, halb Fisch) symbolisiert die Achse Jungfrau - Fische.
Die beiden Bogenschützen und Vögel symbolisieren die Achse Schütze - Zwillinge.
Alle vier sind doppelkörperliche Tierkreiszeichen, weshalb die Symbole doppelt erscheinen.
Der Künstler bedient sich der Spiegelachse, um das zu zeigen.
Die nächste Symbolik liegt in den beiden Achsen, die rechtwinklig zueinander stehen. Sie bilden ein Kreuz wie die in einem Rad Halt gebenden Speichen.
- ........................Zwillinge
........................•
........................|
........................|
........................|
Jungfrau • _____|__________ • Fische
........................|
........................|
........................|
....................... •
....................... Schütze
- ........................Zwillinge
Begründung für die Doppelkörperlichkeit der vier Tierkreiszeichen
- Schütze - Zwillinge und
Fische - Jungfrau
Fische, Wasserzeichen: globales Gewässer
- flüssig, verbindend, veränderlich
nach links und rechts in die Breite strebend
Astrologische Faktoren: Neptun, Hades
Neptun: Planet der Zeit, Zukunft
Schwächen werden in der Zukunft sichtbar, Zerfall mit der Zeit, in der Zukunft,
ausgehend vom »Jetzt« zunehmende Schwächung durch unkontrollierte Aufnahme,
Altersschwäche, Vergehen durch Auflösung
Hades: Planet der Zeit
Vergangenheit, Mängel aus der Vergangenheit,
Abbau durch die Zeit, in der Vergangenheit,
ausgehend vom »Jetzt« Abnutzung durch Verbrauch
Farbe: grüngelb
Das globale Gewässer ist das große Sammelbecken für das zu Tal fliessende Wasser aus Bächen und Flüssen so wie für das, was vom Himmel als Regen, Schnee oder Hagel fällt.
Die gegensätzlichen Funktionen begründen die 'Doppelkörperlichkeit' des Zeichens Fische. Das Symbol dieses Zeichens drückt es aus.
Jungfrau, Erdzeichen: der Sand
- fest, erdig, verbindend
veränderlich nach links und rechts
in die Breite strebend
Astrologische Faktoren: Merkur, Pluto
Merkur: Planet des Stoffes, die Blätter.
Pluto: Planet der Zeit, die Zweige und Äste, das Wachstum des Baumes.
Farbe: gelbgrün
Der Sand, entstanden aus dem verwitterten Stein und der verbrauchten Ackererde, ist einerseits ein vorzügliches Baumaterial und schützt, z. B. als Strand und Dünen, das Land vor Sturmfluten.
Es ist andererseits als unfruchtbarer Wüstensand lebensbedrohlich.
Diese zwei Eigenschaften begründen die 'Doppelkörperlichkeit' des Zeichens Jungfrau.
Schütze, Feuerzeichen: leuchtendes Feuer
- strahlend, feurig, verbindend
veränderlich nach links und rechts, in die Breite strebend
Astrologische Faktoren: Uranus, Vulkanus
Uranus: Planet des Lebens, das Aufgehen des Samens, der Impuls
Vulkanus: Planet der Kraft, Lebenskraft, Lebensenergie, Wachstumsstärke
Farbe: violett
Das leuchtende Feuer. Die scheinende Sonne.
Wenn es brennt, treten drei Eigenschaften auf, das verzehrende, wärmende und leuchtende Feuer.
Das verzehrende Feuer ordnen wir dem Tierkreiszeichen Widder, das wärmende Feuer dem Zeichen Löwe, das leuchtende Feuer dem Zeichen Schütze zu. Wo Licht ist, ist auch Schatten.
Sie treten immer zugleich auf und begründen deshalb die 'Doppelkörperlichkeit' des Zeichens Schütze.
Zwillinge, Luftzeichen: die Atemluft
- gasförmig, luftig, verbindend
veränderlich nach links und rechts, in die Breite strebend
Astrologische Faktoren: Venus, Apollon
Venus: Planet des Stoffes, die Blüte, sie wirkt durch ihre Anziehung (Bienen)
Apollon: Planet des Raumes, die Ausbreitung der Wurzeln im Raum, Wurzelbildung der Pflanze
Farbe: blaurot
Die Luft zum Atmen ist für Mensch und Tier Sauerstoff, für die Pflanzen ist es Kohlendioxyd.
Diese zwei Arten von Atemluft oder Funktionen der Luft begründen die Doppelkörperlichkeit des Zeichens Zwillinge.
Folgerungen
Jetzt können wir nachvollziehen
- für das Geistige das 'luftige' Tierkreiszeichen Zwillinge zu wählen und es mit zarten Vögeln zu gestalten,
für das, womit Geistiges angefeuert werden sollte, das 'feurige' Tierkreiszeichen Schütze zu wählen und es mit sensiblen Putten-Schützen abzubilden,
für das, was Geistiges verbindet, damit Halt und Festigkeit entstehen, das 'erdige' Tierkreiszeichen Jungfrau zu wählen und es mit dem Oberkörper einer jungen Frau darzustellen,
für das, was die Tiefe des Geistes zeigt, das 'wässerige' Tierkreiszeichen Fische zu wählen (»Das wirkliche Meer ist dort, wo es Tiefe hat.«) und das Meer mit dem Fischschwanz zu symbolisieren.
Das Gebäude sagt zu uns über das schmiedeeisernde Kunstwerk:
- »Ich bin ein Haus des Geistes.«
Das heutige Rathausgebäude gehörte früher (1578-1891) zum Gebäudekomplex der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Als sich die Universität im 19. Jahrhundert ausweitete, bezog sie 1891 dreihundert Meter weiter ein wesentlich grösseres Domizil und verkaufte das frei gewordene Haus an die Stadt.
Nach Umbaumassnahmen zog 1901 Freiburgs Stadverwaltung in das nunmehr »Neue Rathaus« genannte Gebäude ein.
Die 'astrologischen Fenster' blieben erhalten, wurden seit dem auch mehrfach restauriert.
Sie sind sichtbares Zeugnis für Astrologie als Kulturgut.
Unser Verein und später die geplante Stiftung widmet sich solchen und anderen Themen.
Die Abbildung zeigt den Tierkreis, die Häuserzuordnung 1-12 und die Verteilung von Sonne, Mond, Mondknoten und Planeten auf die Zeichen (= Häuser der Erde).
Karsten