Friedrich Sieggrün
*20.12.1877, 08:15:00 OZ = 07:32:16 UTC
Lübeck, laut Amt, +010°41'10"/+53°52'10"
*20.12.1877, 08:40:54 OZ = 07:58:10 UTC, korrigiert*
†04.05.1951, 02:25 MEZ, Hamburg, +010°00'00"/+53°33'00"
Nachruf über Friedrich Sieggrün
(*20.12.1877, 08:15 Lübeck, †04.05.1951, 02:25 MEZ, Hamburg)
vorgetragen von Ludwig Rudolph (1893-1982) am 18. Studienabend, 15.05.1951, Hamburg
(mit freundlicher Genehmigung von Michael Feist, Hamburg, vom 05.09.2015):
Abschrift
„Der Name Friedrich Sieggrün ist auf das engste mit der Entwicklung der Lehre Alfred Wittes verknüpft und Friedrich Sieggrün war es, der dieser Lehre der Astrologie den Beinamen „Hamburger Schule" gab.
Wenn man heute in Astrologenkreisen auf der ganzen Welt von „Hamburger Schule" spricht, so weiss man, dass die Lehre Alfred Wittes damit gemeint ist.
Der wollte nichts mehr, als dieser Lehre forschend dienen, als über die Dynamik des Himmel zur Erkenntnis der grossen Zusammenhänge im Weltall zu kommen, die bis in die tiefsten Tiefen der menschlichen Seele hineinwirken, die das klären helfen, wonach sich die menschliche Seele im Grund sehnt. Die Wittesche Lehre erschien ihm von allen astrologischen die brauchbarste, um diesem Ziele nachzugehen.
Ich selber verdanke Friedrich Sieggrün unendlich viel an selbstloser und freundschaftlicher Förderung auf astrologischem und auch auf menschlich-geselligem Gebiet. Er war Mensch und immer bereit zu dienen.
Im Lindiabund** lernte ich ihn im Frühjahr 1914 kennen; dort hielt er gelegentlich Vorträge über Astrologie und verwandte Gebiete und gab derzeit die Absicht kund, einen astrologischen Verein zu gründen zum Zwecke der Einführung in diese Lehre. Somit nahm ich teil an der Gründung seines „Kepler-Zirkels" und ich war einer seiner ersten Schüler im astrologischen Unterricht nach Brandler-Pracht.
Dann kam der Weltkrieg mit seinen Störungen. Bald war der eine, dann der andere eingezogen und um die liebgewordenen Abend beizubehalten, nachdem der Lehrer eingezogen war, sprang immer ein noch freies Mitglied ein, solange es ging.
Ich erinnere mich noch, wie etwa 1916-17 Friedrich Sieggrün mir sagte, er kenne einen Astrologen, der berechne über 2000 Direktionen im Horoskop, die alle stimmen, würde er ihn, wenn er aus dem Kriege zurückkäme, bitten, im „Kepler-Zirkel" seine Lehre bekanntzugeben.
Im Juli 1919 hielt dieser Mann dann im „Kepler-Zirkel" Hamburg, Gemeindehaus, Stifterstrasse, seinen ersten Vortrag. - Es war Alfred Witte.
Leider war ich dann einige Jahre auswärts Hamburgs und konnte an diesen Abenden nicht mehr teilnehmen, aber wenn ich mal besuchsweise in Hamburg war, gab mir Friedrich Sieggrün in der ihm eigenen, klaren belehrenden Art Anweisungen, die mich interessiert an der Entwicklung teilnehmen liessen.
In dieser Zeit schrieb Alfred Witte dann seine einführenden Artikel in den Zeitschriften „Astrologische Rundschau" und „Astrologische Blätter" und auf dem damals beginnenden Astrologen-Kongressen war Friedrich Sieggrün Wortführer für die Lehre Alfred Wittes. Damals prägte Friedrich Sieggrün auch den typischen Ausdruck „Hamburger Schule" für Wittes Lehre.
An den Abenden im „Kepler-Zirkel" nahm auch A. Frank Glahn öfter teil, der zu jener Zeit im Begriff war, sein Lehrwerk, „Systematische Deutung des Geburts-Horoskops" zu schreiben und dazu viele Anregungen von Witte erhielt.
Auf dem II. Astrologenkongress in Leipzig gab es unter den Astrologen große Erregung, als Friedrich Sieggrün erklärte. „Wir müssen uns alle noch einmal auf die Hosen setzen und von vorne anfangen zu studieren". Das wurde der Auftakt zu starken Anfechtungen, Auseinandersetzungen und Ablehnungen, die aber auf der anderen Seite weitere Kreise auf die Wittesche Arbeit aufmerksam machten und so zu ihrer Verbreitung beitrugen, denn es gibt ja immer genügend Leute, die wissen, dass es oft nicht die schlechtesten Früchte sind, woran die Wespen nagen.
So bekam Friedrich Sieggrün auf dem II. Astrologenkongress den Auftrag vom Theosophischen Verlagshaus, eine Einführungsschrift über die „Hamburger Schule" zu schreiben. Eine solche kam dann in der Reihe „Veröffentlichungen über Wissenschaft und Weltanschauung der Astrologie III unter dem Titel „Die Hamburger Astrologenschule" heraus.
In der 64 Seiten umfassenden Schrift schrieb Wilhelm Hartmann über „Einführung in die astrologischen Arbeitsmethoden der Hamburger Schule" und Friedrich Sieggrün über „Die Fliegerbombe". An diesem Beispiel führt Friedrich Sieggrün über das Häuserproblem, die Direktionen, die Transneptunplaneten, Transite, Deklinationsaspekte, Horoskop des Aszendenten, Progressiv-Horoskope und Planetenbilder und die Feinkorrektur in die Lehre ein. In seinem Geleitwort sagt er u.a.:
„Die Gedankengänge Wittes scheinen mir geeignet, dem Problem eine Wendung zu geben. Sie kennzeichnet sich dadurch, dass sie eine mathematische Durchdringung des Horoskops erfordert. Der schmale, unendlich verschlungene Pfad der Mystik mündet ein in den Weg der Naturwissenschaft."
Am Schluss seiner Schrift stellte Friedrich Sieggrün schon damals zusammenfassend als Ergebnis seiner Auswertung fest:
1. Der Sonnenbogen ist der richtige Direktionsbogen.
2. Der übliche Direktionsbogen 1° = 1 Jahr stellt einen Annäherungswert dar.
3. Die Auslösung der Ereignisse erfolgt durch Transite über Radixstände und sensitive Punkte.
4. Transite über sensitive Punkte ermöglichen die genaueste Korrektur.
5. Progressiv angezeigte Planetenbilder bedürfen zu ihrer Auslösung laufender Planetenbilder der gleichen Form in dem betreffende Lebensjahr.
6. Das durch progressive Planetenbilder angezeigte Ereignis wird in der Stunde fällig, in welcher dasselbe Bild laufend am Himmel erscheint.
Wenngleich sich auch in der Technik der Hamburger Schule seit jener Zeit vieles geändert hat, so ist diese grundsätzliche Zusammenstellung heute noch gültig. Die damals noch beachteten Zwischen-Winkel traten zurück. Die Schrift als solche ist nicht das geworden, was Verleger und Kongress erwartet hatten und die Einführung in die Hamburger Schule ist auch von Friedrich Sieggrün in einer weiteren Schrift nicht herausgegeben worden.
Er wandte sich mit besonderer Liebe dem Studium der Transneptun-Planeten zu und berechnete über die Witteschen: Cupido, Hades, Zeus und Kronos hinaus noch vier weitere: Apollon, Admetos, Vulkanus und Poseidon. Das geschah insbesondere aber erst nach dem Hamburger Astrologenkongress. So wurde der letzte seiner Reihe - Poseidon - in der Nacht vom 31. August zum 1. September 1934 gefunden, nachdem derselbe bereits 1927 vermutet war.
Der Astrologenkongress 1926 tagte in Hamburg, um den Astrologen Gelegenheit zu geben, die „Hamburger Schule" näher kennenzulernen. Durchgeführt wurde er vom „Astrologenverein Hamburger Schule", der in Ablösung des „Kepler-Zirkels" in den voraufgehenden Jahren von Friedrich Sieggrün ins Leben gerufen war. Der Kongress, an dem es oft heiss herging, brachte der „Hamburger Schule" neuen Auftrieb.
In den Vereinsabenden der „Hamburger Schule" nach dem Kongress gab Alfred Witte seine Regeln für Planetenbilder bekannt. Friedrich Sieggrün zog sich in jener Periode mehr und mehr von der Vereinstätigkeit zurück, da man sich seinen Wünschen und Forderungen entgegenstellte. Man interessierte sich mehr für die Wittesche Deutung als für die Sieggrünsche Nachweisrechnung vorwiegend mit seinen Transneptunplaneten.
So gelangte Friedrich Sieggrün - den Prinzipien der „Hamburger Schule" stets treu bleibend - auf den Weg des Einzelgängers, der in seiner Art weiterforschend sich bemühte.
Später berechnete Friedrich Sieggrün noch die von ihm so benannten Ur-Planeten und ihre fortgeschrittenen Werte. Nach seiner Hypothese handelt es sich bei diesen Ständen um die wirksamen Ausgangstellungen der Planeten bei der Geburt des Sonnensystems, also um den Zeitpunkt, an dem jeder dieser Himmelskörper sich in seiner Bahn gefangen hatte. Gewertet werden diese feststehende Urstände nach der Natur der Planeten.
Ich konnte meinem alten Lehrer nicht in die unbekannten Weiten des Raumes folgen, da ich näher der Erde gelegene Probleme zuerst einer Lösung zugeführt sehen möchte.
Als nach der Gestapozeit die Astrologie wieder frei wurde, bildete sich in völliger Abtrennung von anderen astrologischen Kreisen um Friedrich Sieggrün ein Kreis der Astrodynamiker, der im Sinne seiner Anregungen die Probleme und die exakte Formel verfolgte. Dieser Kreis gab auch kleine Veröffentlichungen heraus und beabsichtigt noch, die Ergebnisse seiner Arbeit bekanntzugeben.
Es geht mit ihm ein ernster und gewissenhafter Forscher, dem es versagt war, zu seinen Lebzeiten die Probleme, die ihn bewegten, gelöst zu sehen. Nach seinen eigenen Worten wird der Geist, der sie löst, erst nach Jahrhunderten erscheinen.
Er war als Steinbock (richtig: Schütze) ein treuer Kamerad und Helfer für alle, die seinem Denken entgegenkamen."
Ende der Abschrift aus
„1. Halbjahresbericht 1951", Seite 40-43, Astrologische Studiengesellschaft (Hamburger Schule) e.V., Hamburg
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**BIBLIOGRAPHISCHE MITTEILUNGEN aus dem Verein Deutscher Freimaurer, August 1928, Nr. 4, Herausgeber Hans Quint. Arbeit für den „Lindiabund". -. Wendet sich im Vorwort 'S. 3-6 gegen den ... den „Lindiabund" hrsg. Fortgesetzt wurden die Arbeiten über das ...
...digilib.ub.uni-freiburg.de/document/263061728/.../263061728.pdf
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*Friedrich Sieggrün, *20.12.1877, 08:15 OZ = 07:32:16 UTC
00:42:44 östl. Länge Lübeck,+010°41'10"/+53°52'10"
laut Amt, 07:32:16 UTC = 08:15 OZ
- MC 05°02' SKO
WI 00°00' WID
SO 28°35'12 SCH
AS 26°40' SCH
MO 26°14' ZWI
KN 25°16' WAS
ME 17°23' STE
VE 15°35' WAS
MA 05°23' WID
JU 11°34' STE
SA 14°34' FIS
R UR 29°23' LOE
R NE 05°02' STI
R PL 23°56' STI
R CU 13°43' ZWI
HA 14°22' WAS
R ZE 26°20' ZWI
KR 01°22' WID
R AP 04°44' LOE
AD 07°45' FIS
R VU 13°30' STI
R PO 05°16' JUN
korrigiert 07:58:10 UTC = 08:40:54 OZ (s. „1. Halbjahresbericht 1951", Seite 43)
- MC 11°40' SKO
WI 00°00' WID
SO 28°36'18 SCH
AS 02°35' STE
MO 26°29' ZWI
KN 25°16' WAS
ME 17°24' STE
VE 15°36' WAS
MA 05°23' WID
JU 11°34' STE
SA 14°34' FIS
R UR 29°23' LOE
R NE 05°02' STI
R PL 23°56' STI
R CU 13°43' ZWI
HA 14°22' WAS
R ZE 26°20' ZWI
KR 01°22' WID
R AP 04°44' LOE
AD 07°45' FIS
R VU 13°30' STI
R PO 05°16' JUN
†04.05.1951, 02:15 MEZ, Hamburg, +010°00'00"/+53°33'00"
Karsten
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Nachsatz
Von Michael Feist erhielt ich am 05. Oktober 2015 folgende Nachricht:
- Lieber Herr Kröncke,
vielleicht eine interessante Information für Sie. Mir ist vor einigen Tagen eine Karteikarte aufgefallen wo Sieggrüns Tod mit 2:15 Uhr Nachts (statt 2h25) angegeben wurde. Die gleiche Zeit nennt auch der Halbjahresbericht (17. Studienabend 8.5.1951). Nach der Karteikarte starb Frau Sieggrün wenig später im November 1951.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Feist
Ende der Mitteilung.
Karsten